Kulturkasse Referat Passbildbeschau
Das Referat Passbildbeschau ist aus der Weiterentwicklung der in der HafenCity 2003 realisierten Arbeit "Passbildbeschau eines Öffentlichen Raumes: Das Lächeln des Hafens" entstanden (nebenstehender Verweis). Kulturkasse bietet mit dieser Passbildbeschau nicht nur eine der letzten Gelegenheiten, PassBILDER (statt biometrischen Vorgaben gehorchenden PassFOTOS) zu erstellen, sondern begründet damit eine widerständige Bildproduktion. Die Passbildbeschau wird als Instrument entwickelt, welches auch an anderen Orten entsprechende BILDproduktionen in Gegenüberstellung zu den stereotypen Verordnungs- oder Modeproduktionen erlaubt. Sie richtet ihr Augenmerk auf die Möglichkeiten des Eingreifens - und versteht sich somit als "WIDERSTÄNDIGE bildPRODUKTION". In diesem Sinne hofft Kulturkasse auf eine äußerst rege Beteiligung der Bevölkerung. Die Termine zur Passbildbeschau können Sie unter dem nebenstehenden Verweis "Termine Passbildbeschau: City-Nord" aufrufen. In der Zwischenzeit hat diese Art der PassBILDproduktion durch die neuen Verordnungen des Bundesministeriums des Inneren zur Erstellung des sogenannten ePasses an Brisanz gewonnen (sh. nebenstehender Verweis zum Bundesministerium des Inneren): Die Verordnungen sollen darauf abzielen, so die offizielle Begründung, die Sicherheit zu erhöhen. Das Verfahren beinhaltet zunächst die biometrische Ausmessung des Gesichtes anhand eines Passfotos, welches dann maschinenlesbar unverwechselbar identifiziert werden können soll, so dass ein Mißbrauch eines Passes nicht mehr möglich sein soll. Selbst Untersuchungen des Bundesministeriums für Sicherheit und Information gelangen in einer Studie (Verweis "Sicherheit und ihr Test") zu dem Ergebnis, dass das bisher entwickelte System nicht so funktioniert, wie es geplant worden ist. Die Frage nach der Sicherheit bleibt also unbestritten nicht nur in diesem politischen und wirtschaftlichen alles kontrollieren-wollenden Punkt bestehen, sondern berührt auch die Sicherheit der eigenen informationellen Selbstbestimmung, die vom Grundgesetz zugesichert ist. Hier sind von vielen Datenschutzexperten erhebliche Mängel festgestellt worden. Desweiteren scheint es mit der Sicherheit so weit her nicht zu sein: In einer kleinen Demonstration zeigt ein Video des CCC (Chaos Computer Club), wie "fälschungssicher" derartige Systeme wirklich sind (nebenstehend der Verweis zum Video). Derzeit findet in der City-Nord eine diese Entwicklungen aufnehmende und kritisch hinterfragende "Passbildbeschau eines Öffentlichen Raumes: City-Nord. Der Öffentliche Raum als Baustelle" statt. Hinterfragt wird in diesem hauptsächlich als Bürostadt in den 50er bis 70er Jahren geplanten und realisierten Gebiet allerdings nicht nur die Ebene dieser neuen "Erfassbarkeit", sondern auch die Situation des Öffentlichen Raumes, bei dem häufig nicht eindeutig erkennbar ist, ob man sich nicht doch auf dem Eigentum eines Konzerns oder einzelnen Besitzers bewegt: Kulturkasse nennt dies vorläufig den "als-ob-öffentlichen-Raum". Dies durchaus auch in Anlehnung an eine Philosophie des "als ob" ebenso wie in Anlehnung an den Begriff "virtuelle Realität" und den Begriff der "Utopie" - mit all den möglichen Umstülpungen und Verkehrungen, die Kulturkasse nutzen bzw. untersuchen und versuchen möchte. In diesem Kontext ist auch das in der Ausstellung gezeigte Märchen "Frau Holle" zu begreifen. Im wesentlichen geht es für die Passbildbeschau um zwei Elemente des Märchens: 1. Um den Brunnen als Ort, durch den ein Zugang zu einer anderen Welt möglich scheint. Dies korreliert mit der Idee, den Öffentlichen Raum als Baustelle zu versuchen. Es bedeutet nichts anderes, als Zugänge in Frage zu stellen, Zugänge zu verändern ("Betreten der Baustelle verboten" - für wen?!), Inklusion und Exklusion zu thematisieren und Aneignungsinstrumente zu entwickeln - mindestens temporäre Aneignungsinstrumente. 2. Die Kennzeichnung der beiden Schwestern (der Fleißigen und der Faulen) mit den entsprechenden Attributen: Gold und Pech, welche ein Leben lang an ihnen haften bleiben. Es bedarf in dem Märchen keiner Frage, wie diese Kennzeichnungen zu interpretieren sind und was aus diesen Kennzeichnungen für ein Leben folgt. Es wird - durch die Vermittlung der Bilder und der Konnotationen der Begriffe Gold und Pech - vorausgesetzt. Eine kleine, nicht unbedeutende Tasache ist, dass der Film in dem VEB Kopierwerk Berlin DEFA produziert und tatsächlich zum Vorführen mittels einer Plastikkurbel "gedreht" wurde. Eine ähnliche Kennzeichnung bzw. Erfassung wie die der beiden Schwestern (der Faulen und der Fleißigen) findet derzeit mitten in der Freien Welt statt. Auch hier und heute scheint eine weitere, verständnisschaffende Erklärung nicht notwendig zu sein - wenn man von den stereotypen Formulierungen einmal absieht, die allerdings keine Begründungen im Sinne eines möglichen Nachvollzuges der Gründe darstellen. J.Georg Brandt (Direktor Kulturkasse ™)
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Passbildbeschau HafenCity
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Karte zur Passbildbeschau
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Bildmustertafel mit Lisa
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Passbildschablone Anleitung
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Frau Holle (Video)
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Termine zur Passbildbeschau
(pdf-Format)
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Bundesministerium des Inneren
ePass
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Chaos Computer Club
Video (mpg-Format)